Sonntag, 27. August 2006
Der erste Monat ist schon um - Was ist alles passiert???
Bald sind doch tatsächlich schon 4 Wochen um. Zeit also ein Resümee zu machen:
Vom ersten Tag an habe ich mich hier sehr wohl gefühlt, auch wenn vieles recht gewöhnungsbedürftig war...und ist... Das Essen hat uns allen in den ersten Tagen enorme Bauchschmerzen bereitet. Im Gegensatz zu der Mehrheit habe ich kein Heimweh bekommen. Mir kommt es eher wie eine Seminarreise oder Urlaub vor...woran ich ja gewöhnt bin... Noch immer entdeckt man täglich etwas Neues.
Ken, unser Organisator von der amerikanischen Seite, ist wirklich wie eine Mutter für uns...wie war noch gleich sein Nachname...ach ja MUMM – passt ja irgendwie...grins... Erhilft uns, wo er nur kann und organisiert so viel, dass man sich eigentlich nur wohlfühlen kann. Mit unseren Problemen können wir 24 Stunden am Tag und 7 Tage die Woche zu ihm kommen. Auch bei unseren zahlreichen individuellen Reisen ist er uns eine sehr große Hilfe. Durch ihn haben wir schon viele Seiten von Amerika kennen gelernt. So auch ein amerikanisches BBQ.
Die Offenheit der Leute, die ich hier treffe, ist wunderbar. Wenn sie erst einmal mitbekommen haben, dass ich Deutsche bin, bin erst einmal für eine halbe Stunde in ihren „Fängen“. Anfangs hatten wir ein wenig Angst, dass die Amerikaner speziell Deutschen gegenüber sehr reserviert sein könnten, was sich aber sehr schnell zerschlagen hat. Da ich hier im Herzen Amerikas sind, sind die Leute hier noch sehr konservativ, preisen Bush in den höchsten Himmel und gehen jeden Sonntag in die Kirche. Andererseits ist Kearney auch eine kleine Gemeinde, in der sich jeder gegenseitig hilft und gerade neuen Leuten in ihrer Stadt gerne und bereitwillig helfen. Das merke ich hier jeden Tag. Jeder, den du auf der Straße triffst, grüßt dich freundlich...auch wenn du ihn/sie noch nie gesehen hast...und jeder hat ein Lächeln für dich auf dem Gesicht. Es ist also kein Wunder, dass ich mich hier so wohl fühle...ich Dauergrinser :)... Es ist einfach das komplette Gegenteil von Deutschland, wo auf der Straße alle mit einem Miesepeter-Gesicht rumlaufen und man ihnen bloß nicht direkt in die Augen sehen darf.
In der 2. Woche kam dann das uramerikanische Highlight: ein Rodeo. Es gibt sie tatsächlich noch, die echten Cowboys...nur dass sie ziemlich alt sind... Wir durften sogar bei einer Kühe-Bewertung mitmachen. Allerdings muss man dabei Kriterien beachten, von denen wir keinen Schimmer haben, also haben wir es besser sein lassen. Das Rodeo an sich war interessant mit anzusehen, aber noch einmal muss ich das nicht mitmachen...in Deutschland würde wohl der Tierschutzbund auftauchen und das Ganze verbieten... Aber wenn man mal in Amerika ist, muss man das schon mal gesehen haben.
Mein persönliches Highlight war natürlich meine Reise nach New York. Eine riesige Stadt-enorme Eindrücke-eben: Charly allein in New York. Aber diese Erfahrung möchte ich wirklich nicht missen. Für ein Wochenende habe ich sehr viel gesehen aber die Zeit war definitiv z kurz. Ich habe dort so einige interessante Leute getroffen und viel Spaß gehabt. Als ich wieder hier war, musste ich erst einmal sehr viel Schlaf nachholen. Ich habe New York am Tag und in der nacht kennen gelernt und beides war die Reise wert.
Wieder zurück ging die Schule los. Diese kleinen Kinder sind einfach zu süß. Es tut mir fast schon leid, sie bald wieder verlassen zu müssen. Ich habe meine Zeit in der Schule bis Oktober ausgeweitet. Ich werde nach Ende des Praktikums jeden Freitag weiterhin in die 1. Klasse gehen. Das Schulsystem ist hier ganz anders. Vor dem Schuleintritt gibt es die Preschool und den Kindergarden. In diesen beiden Jahren lernen die Kinder das Alphabet, die Phoneme, die Zaheln und ihre ersten schriftlichen Kernwörter. In der 1. Klasse scheinen sie dann aber alles noch einmal von vorne zu lernen. Die Kinder haben auch nicht die Möglichkeiten ein richtiges Zahlenverständnis aufzubauen. Die Additionsaufgaben lernen sie hier wirklich auswendig und können am Ende der 1. Klasse alle Aufgaben bis 12. Was für eine Leistung...ironisch..., wenn man bedenkt, dass sie in der selben Zeit alle Zahlen alle Zahlen bis 100 können müssen. Der Schreibunterricht ist ähnlich. Sie vervollständigen Wörter und schreiben vorgefertigte Sätze, bei denen aber auch kein Fahler erlaubt ist. Man bedenke, dass die deutschen Kinder zur gleichen Zeit mehr Wörter können und gleichzeitig auch noch das Alphabet kennen lernen.
Die Lehrer haben für jeden Tag vorgefertigte Arbeitsblätter, die sie einfach nur noch verteilen müssen. In ihren Arbeitsordnern steht ganz genau drin, was sie wann wie zu machen haben. Ich sehe mich immer am Schreibtisch über meinen Stundenverlaufsplanungen sitzen, wenn ich die Ordnerseite für den jeweiligen Tag sehe. Allerdings verstehe ich dann auch, warum man hier schon mit 23 Jahren fertig ist mit dem Lehramtsstudium...inklusive 14 Wochen Referendariat!!!...
Es gibt aber auch was ganz tolles hier. Das Material für Lehrer ist einfach umwerfend, d.h. also, dass ich von Bücher kaufen auf Lehrermaterialien umgeschwenkt bbin. Hier gibt es Läden nur für Lehrer und das Angebot ist einfach ideal für jeden Englischlehrer...besonders für die Grundschule... Ich muss mich schon zwingen nur noch einmal die Woche dorthin zu gehen. Ein Paradies!
In der 3. Woche waren wir dann auch mal auf dem Rummel. Alles bunt und grell, aber hauptsächlich für Kinder angelegt, mal abgesehen vom „Biergarden“...genau so geschrieben... Man kann ihn aber mit den deutschen vergleichen.
Vor kurzem waren wir zu Ken und seiner Frau Bonnie eingeladen. Die beiden haben ein sehr schönes und großes Haus mit einem eigenen See. Natürlich mussten wir gleich eine Bootstour machen...nachdem der Regen aufgehört hatte...Es ist ruhig und richtig idyllisch bei ihm. Ken...der Koch im Haus... hat dann Bratwurst und Sauerkraut für uns gemacht. Wir haben vorher noch Brot gebacken, das es dann noch dazu gab. Auch wenn die Bratwurst hier doch etwas anders schmeckt, war es doch schon fast wie zu Hause. An dem Abend habe ich dann auch Mary kennen gelernt, eine Professorin, bei der ich einen Kurs machen werde. Sie hat mich am nächsten Tag mit frischen Kräutern eingedeckt, etwas, das es hier einfach nirgends gibt.
Langsam merkt man, dass am 21. August die Uni anfängt. Unser Wohnheim füllt sich langsam mit Amerikanern. Wir sind wahrscheinlich die Ältesten dort, da man hier schon mit 18 anfängt, zu studieren und mit 22/23 fertig ist. Ich bin schon gespannt auf die Uni-Kurse.

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